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Autor Thema: Vitamin-A-Palmitat, Dexpanthenol Nasensalbe  (Gelesen 10176 mal)

F. Eidam

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Vitamin-A-Palmitat, Dexpanthenol Nasensalbe
« am: 03. Juni 2016, 13:09:52 »
Hallo liebe Kollegen,

ich sitze gerade an einer HNO-Rezeptur, die im Original wie folgt lautet:

Nasensalbe      Dosis: ein Viertel in Tube
Vitamin-A-Palmitat   100.000IE
Paraffin subliq.   20,0g
Emser Salz      0,9g
Aqua dest.      10,0g
Bepanthen Salbe   ad 100,0g

Meine Gedanken hierzu:
* Vitamin-A-Palmitat nicht ausreichend antioxidativ stabilisiert: Zugabe von Tocopherol (kein -acetat!), oder BHT. Unsere Lösung ist bereits von Haus aus mit Tocopherol stabilisiert.
* Paraffin + geschädigte Nasenschleimhaut: mögliche Gefahr von Granulomen
* 0,9g Emser Salz: entweder Versuch der Isotonisierung (analog einer 0,9%igen NaCl-Lösung), oder bewusste Beimischung, um Nasenschleimhaut zur Sekretion anzuregen, Inhaltsstoff m.E. fraglich
* Zugabe von Wasser macht Rezeptur mikrobiell anfällig bei unzureichender Konservierung. Entweder nachkonservieren, oder Wasser aus Rezeptur eliminieren.
* Bepanthen durch Alternative ersetzen: Verarbeitung von Fertigarzneimittel i.d.R. teurer als offizinelle Rezepturgrundlagen. Wollwachs problematisch aufgrund allergischen Potentials und des Geruchs, v.a. bei Langzeitanwendung (s.u.). Dexpanthenol 5% sollte beibehalten werden. Um Risiko einer Lipidpneumonie zu minimieren, sollte Rezeptur deshalb m.E. So fest wie möglich sein, ohne dass die Applikation für den Kunden unangenehm ist.
* Abgabemenge trotz Reduktion auf 25g/MDO m.E. zu groß. Würde die Abgabe auf 10g/MDO reduzieren
* Abgabe in Tube ist gut gewählt; würde die Rezeptur aufgrund unserer Ausstattung in eine Topitec-Drehdosierkruke mit Salbenkanüle abfüllen und Haltbarkeit auf 4 Wochen begrenzen.

Auf Nachfrage bei Ärztin:
* PLUSPUNKT: sehr aufgeschlossen und bestrebt eine optimale Lösung in Kollaboration zu finden! Seltener Glücksfall seit 2012 ...
* Dosis: 1x täglich abends
* Diag.: lang bestehende Septumperforation mit periodisch auftretender gereizter Schleimhaut; Schleimhaut allerdings intakt (→ Paraffin)
* ist selbst nicht begeistert von Nasenölen / Lipidgehalt (Stichwort: Lipidpneumonie) und hat wenig Übersicht über aktuelle, stabile Rezepturen. Bediente sich deshalb an alten (prä-Pflicht-Plausibilitäts-Ära) Aufzeichnungen von Kollegen, ohne diese großartig zu hinterfragen bzw. in Ermangelung von guter Quellen / Rückfragen von Kollegen aus den Apotheke zu verbessern.
* insgesamt möchte sie eine Creme/Salbe, die keinen allzu hohen Lipidgehalt aufweist und gut streichfähig ist. Konservierung sieht sie etwas kritisch, lässt sich aber bei guter Verträglichkeit gern vom Gegenteil überzeugen. Wasser könnte also gestrichen werden.

Meine Alternativen:

1. hydrophile Variante:
Vitamin-A-Palmitat:         10.000IE
Alpha-Tocopherol         0,01g
Dexpanthenol            0,5g
Basiscreme DAC         ad 10g

2. hydrophobe Variante:
Vitamin-A-Palmitat:         10.000IE
Alpha-Tocopherol         0,01g
Dexpanthenol            0,5g
hydrophobe Basiscreme DAC   ad 10g

Fragen:
* Basiscreme DAC ist in keiner von mir gefundenen Monographie berücksichtigt. Das hat mich sehr stutzig gemacht. Habe ich hier etwas übersehen, dass die Grundlage nicht in der Nase angewendet werden kann/darf? Die hydrophobe Basiscreme ist lt. eines Beitrages von Herrn Wolff zur Anwendung in der Nase geeignet.
* ist Isotonisierung hier überhaupt notwendig? Meiner Meinung nach nicht
* könnten die von mir ausgearbeiteten Rezepturen auch bei postoperativ nachzuversorgenden Patienten von der Ärztin angewendet werden, oder spricht etwas bei größeren Schleimhautdefekten dagegen? Ist bei Verkrustungen ein Zusatz von Glucose (s. Rezepturhinweise NRF zu glucosehaltigen Nasensalben) postoperativ möglich / sinnvoll?
* Hat jemand weitere Anregungen zu wollwachsfreien, simplen Alternativen?

So, geschafft, danke fürs Lesen ;-)

Freue mich über Gedanken dazu.

Schöne Grüße aus Frankfurt
 - Florian Eidam