Re: Wasserqualität in der Rezeptur von Achim Marliani
[04. Oktober 2024, 12:55:35] Re: Wasserqualität in der Rezeptur von JPD [02. Oktober 2024, 11:16:20] Re: Wasserqualität in der Rezeptur von Achim Marliani [01. Oktober 2024, 14:38:51] Wasserqualität in der Rezeptur von LeMueller [01. Oktober 2024, 11:41:01] Re: Ketamin-Amitriptylin-Creme von Lauraaaa13 [26. September 2024, 14:31:16] |
Amphiphile Creme Auch ambiphile Creme genannt, ist ein Mehrphasensystem, bei dem nicht zu erkennen ist, welche Phase die äußere ist. Sie sind sowohl mit Wasser wie auch mit Öl gut mischbar. Das Europäische Arzneibuch (Ph. Eur.) ordnet sie den hydrophilen Cremes zu. W/O/W oder O/W/O, z. B. Basiscreme DAC, Vario-Grundlage CAELO. Amphoter So werden Stoffe bezeichnet, die eine positive (quartäre Ammoniumgruppe, N+) und eine negative (Carboxylatgruppe, COO-) funktionelle Gruppe besitzen, z. B. Lecithin, Cocamidopropylbetain. Anionisch Bezeichnet Stoffe, die negativ (-) geladen sind, z. B. Gelbilder: Carmellose-Natrium. Emulgator: Natriumcetylstearylsulfat. Wirkstoff: Salicylsäure, Ammoniumbituminosulfonat. Bancroft Regel Besagt, dass im Normalfall die äußere Phase eines Emulsionssystems diejenige ist, in der sich der Emulgator besser löst. Löst er sich eher im hydrophilen Milieu (HLB 8-18), entsteht eine O/W-Emulsion, löst er sich im liphophilen Milieu HLB (3-8), entsteht eine W/O-Emulsion. Detergenzien Sind Zubereitungen, die Tenside enthalten und für Wasch- und Reinigungszwecke bestimmt sind. Dispersionen Sind Mehrstoffsysteme, in denen Stoffe mehr oder weniger fein verteilt vorliegen. Man unterscheidet zum Einen nach der Form der Teilchen in der inneren Phase des Mehrstoffsystems (mono-, polyform, mono-, polydispers), der Lage (in-, kohärentes System) sowie nach deren Größe (molekular-, kolloid- und grobdisperses System). Dissoziation Ist das Trennen bzw. voneinander weg bewegen von Molekülen, Atomen oder Ionen (siehe auch pH-Wert). Dies läuft in jeder wässrigen Lösung automatisch ab, aber immer so, dass ein dynamisches Gleichgewicht zwischen dissoziierten (getrennten) und unissoziierten (nicht getrennten) Stoffen besteht. Die Menge an "teilnehmenden" Stoffen wird als Gleichgewichtskonstante (K) bezeichnet. Einwaagekorrekturfaktor Durch Abbaureaktionen, Wassergehalt, Aktivitäten und Verunreinigungen schwanken die Wirkstoffgehälter in Ausgangssubstanzen. Der Einwaagekorrekturfaktor ist ein rechnerischer Aufschlag, der den Mindergehalt von Wirkstoffen ausgleichen soll, um gleiche und nachvollziehbare Gehalte zu gewährleisten. Die zum Zeitpunkt der Analyse gemessenen Werte sind auf den Analysezertifikaten der Stoffe von den Lieferanten ausgewiesen. Mit Hilfe der NRF-CD (Govi-Verlag) lassen sich die Einwaagekorrekturen der einzelnen Substanzen sicher berechnen. Emulgator Sind Hilfsstoffe, die dazu dienen, zwei Phasen miteinander zu mischen und als Gemisch zu stabilisieren. Das Molekül besteht aus einem hydrophilen und einem lipophilen Teil. Durch das Anheften an die Phasenoberfläche wird die Spannung (siehe Oberflächenspannung) herabgesetzt. Sie werden in O/W- (Öl in Wasser) und W/O- (Wasser in Öl) Emulgatoren eingeteilt, sowie in ihre Ladung: anionisch, kationisch, nicht ionisch sowie amphoter. Z. B. Cetylstearylalkohol (Lanette® O) (W/O, nicht ionisch), Polysorbat (Tween®) (O/W, nicht ionisch), Emulgierender Cetylstearylalkohol (Lanette® N) (O/W, anionisch), Benzalkoniumchlorid (O/W, kationisch), Lecithin (O/W und W/O, amphoter), Magnesiumstearat (W/O, anionisch), Sorbitantrioleat (Span®) (W/O, nicht ionisch). HLB-Wert Bedeutet hydrophilic-lipophilic-balance und wurde 1954 von W. C. Griffin eingeführt. Er beschreibt den hydrophilen und lipophilen Charakter nicht ionischer Emulgatoren. Die Skala reicht von HLB 0 bis HLB 20. Je größer der hydrophile Anteil eines Moleküls ist, desto höher ist der HLB-Wert. Dieser Anteil lässt sich stöchiometrisch errechnen, z. B. entsprechen 1% hydrophiler Anteil (z. B. Cetylstearylalkohol) einem HLB-Wert von 1 und 15% hydrophiler Anteil (z. B. Polysorbat 80) einem HLB-Wert von 15. Werden zwei oder mehr Emulgatoren miteinander gemischt, lässt sich durch eine Mischungsrechnung der neu entstehende HLB-Wert voraussagen. Bei ionogenen Emulgatoren kann der HLB-Wert über 20 liegen, da deren polare Ausrichtung wesentlich stärker ist, als bei nicht ionischen Emulgatoren. Dadurch kann der HLB nicht berechnet werden, sondern lässt sich nur experimentell ermitteln, z. B. Natriumcetylstearylsulfat (Lanette® E) HLB 37. Hydrophile Creme Wasserhaltiges Mehrphasensystem, in dem die äußere Phase wasserliebend (hydrophil) ist: O/W-Emulsionssystem, z. B. Wasserhaltige hydrophile Salbe DAB, Hydrophile Hautemulsionsgrundlage NRF. Durch das Verdunsten des Wasser aus der Grundlage entsteht auf der Haut ein kühlender Effekt, der besonders bei akuten Hautproblemen ausgenutzt wird. Hydrophile Cremes sind mit Wasser von der Haut abwaschbar. Hydrophile Salbe Wasserliebende, aber wasserfreie Grundlage, z. B. Macrogolsalbe DAC. Hydrophiles Gel Hydrogel. Besteht aus Wasser, welches durch Feststoffe oder Gelbildner stabilisiert wird. Häufig sind Feuchthaltemittel als Hilfsstoffe enthalten, z. B. Hydroxyethylcellulosegel DAB. Hydrophobe Creme Wasserhaltiges Mehrphasensystem, in dem die äußere Phase fettliebend (lipophil) ist, W/O-Emulsionssystem, z. B. Wasserhaltige Wollwachsalkoholsalbe DAB, Hydrophobe Basiscreme DAC. Sie haben, je nach Wassergehalt, einen mehr oder weniger stark ausgeprägten okklusiven Effekt und kommen daher für trockene Haut in Frage. Hydrophobe Cremes lassen sich nur schwer und zumeist mit Hilfsmitteln von der Haut entfernen. Hydrophobe Salbe Wasserabstoßende bzw. fettliebende, wasserfreie Grundlage, z. B. Vaselin, Paraffin, Fett, Wachs, Silicon. Sie haben einen sehr starken okklusiven Effekt. Verwendung finden Sie als Schutz der Haut, zur punktuellen Therapie, bei Arzneistoffen, die in tiefere Hautschichten penetrieren sollen. Hydrophobes Gel Oleogel. Besteht aus öligen Substanzen, das durch Hochdruck-Polyethylen, Metallseifen (Zink-/Aluminiumstearat) oder Feststoffe (Aerosil®) stabilisiert wird, z. B. Hydrophobes Basisgel DAC. Inert Bedeutet träge, stabil bzw. unbeteiligt. Ist ein Stoff inert, geht er mit seiner Umwelt (unter normalen Bedingungen) keine Reaktion ein, das heißt, er bleibt unverändert. Kationisch Bezeichnet Stoffe, die positiv (+) geladen sind, z. B. Hilfsstoff: Benzalkoniumchlorid, Wirkstoff: Ethacridinlactat, Tetracyclinhydrochlorid. Komplexemulgator Ist ein Emulgatorgemisch. Mehrere Emulgatoren (W/O und O/W) ergeben einen "neuen" Emulgator mit neuen Eigenschaften, z. B. emulgierender Cetylstearylalkohol (Lanette® N) = Cetylstearylalkohol + Natriumcetylstearylsulfat, Texapon® CS Paste = Natriumlauryl- + Natriummyristyl- + Natriumcetyl- + Natriumstearylsulfat + Laureth-10, emulgierender Glycerolmonostearat (GMS SE, Tegin®, Tegomuls® M) = Glycerolmonostearat + Kaliumstearat. Korrekturfaktor Siehe Einwaagekorrekturfaktor. Lipophile Creme Siehe Hydrophobe Creme. Lipophobe Creme Siehe Hydrophile Creme. Nichtionisch Bezeichnet Stoffe, die keine geladenen funktionellen Gruppen im Molekül enthalten, z. B. Hilfsstoff: Cetylalkohol, Macrogol, Trometamol, Wirkstoff: Metronidazol, Nystatin, Betamethasonvalerat. O/W-Creme Siehe Hydrophile Creme. Oberflächenspannung Ist die Kraft, die Phasen (meist Flüssigkeiten und Gas) voneinander getrennt hält, z. B. Wasser und Luft. Durch die Oberflächenspannung bilden sich Tropfen, die je nach Stärke der Spannung unterschiedlich groß sind. Okklusion Bezeichnet das Abdecken zum Beispiel von Haut mittels Pasten, Salben oder Folien (siehe auch hydrophobe Salbe). Der dadurch entstehende okklusive Effekt führt zu einem Wärme- und Feuchtigkeitsstau, was wiederrum zu einer Quellung des Hautareals führt. Dies wird zum Beispiel in der Medizin bei Wunden genutzt, diese möglichst narbenfrei abheilen zu lassen oder in der Pharmazie, um Wirkstoffe tiefer ins Gewebe einzuschleusen (Tiefenpenetration). Penetration Bezeichnet das Eindringen von Wirkstoffen in die Haut. Die Penetration kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und ist von der Art der Wirkstoff-Grundlage abhängig. So führen hydrophile Cremes zu einer geringen Eindringtiefe, während hydrophobe Salben zu einem sehr starken Penetrationsfluss in tiefe Hautschichten beitragen können (Tiefenpenetration). Zudem kann die Penetrationstiefe durch Lösungsmittel erhöht werden, z. B. Dimethylsulfoxid. pH-Wert Der pH-Wert ist das Verhältnis der Säure- und Basen-Konzentration einer wässrigen Flüssigkeit. Errechnet anhand der undissoziierten und dissoziierten Anteile an Hydroxid- (OH-) und Hydroxonium- (H3O+) Ionen. Der daraus resultierende Wert der Hydroxonium-Ionen wird durch den negativen Exponenten ausgedrückt (10hoch-3 = pH 3). Der pH-Wert reicht von 0 bis 14, wobei pH 0 bis 6 saure und leicht saure Lösungen beschreibt, pH 7 neutrale und pH 8 bis 14 leicht basische und basische (alkalische) Lösungen. Beispiele: Klassische Seifen pH 9-10, frisch destilliertes Wasser pH 7, sonst pH 4,5-5 (durch gelöstest CO2), Salzsäure 3,5% pH 0. Phasenumkehr Auch Phasenwechsel genannt, ist bei der Herstellung von Emulsionssalben (siehe Hydrophile und Hydrophobe Cremes) von Bedeutung. Hierbei kommt es zu einer Phasenverschiebung, z. B. von einer W/O-Creme zu einer O/W-Creme. Dies kann man am "Knacken" einer Creme hören. Quasi-Emulsion Sind Emulsionen, die ohne Emulgator hergestellt werden. Durch eine hohe Viskosität (Maß der Dickflüssigkeit einer Lösung) der Außenphase kann Wasser im Inneren stabilisiert werden. Allerdings ist die Emulsion sehr störanfällig und als Grundlage zur Weiterverarbeitung schwierig zu bearbeiten. Beim Auftragen auf die Haut zerbricht die Emulsion sofort in ihre Bestandteile, Öl und Wasser. Durch das verdampfende Wasser wird der Haut Wärme entzogen, wodurch ein Kühleffekt zustande kommt, z. B. Kühlsalbe DAB, Cold Cream. Tenside Siehe Emulgatoren. W/O-Creme Siehe Hydrophobe Creme. Waschaktive Substanzen Siehe Detergenzien. Wasseraufnehmende Salbe Entspricht einer hydrophoben Salbe, die Emulgatoren enthält und somit große Mengen Wasser emulgieren kann. Je nach Emulgatortyp entstehen W/O- oder O/W-Cremes. Beispiele: Wollwachsalkoholsalbe DAB, Hydrophile Salbe DAB, Emulgierendes hydrophobes Basisgel DAC. Quellen zum Lexikon: "Arzneiformenlehre" Jürgen Friedland; "Galenische Übungen" Wurm; Wikipedia |