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Autor Thema: Sulfur coll./Betamethasonv., Titandioxid, Benzylb.  (Gelesen 7313 mal)

Team Ahlemer Kronen Apotheke

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Sulfur coll./Betamethasonv., Titandioxid, Benzylb.
« am: 22. August 2013, 07:44:55 »
Guten Morgen aus Hannover,

mal wieder ein Kessel Buntes, verordnet von einem Hautarzt:

Betamethasonvalerat  0,05g
Milchsäure  0,5g
Sulfur colloidale  5g
Benzylbenzoat  10g
Titandioxid  10g
Talkum  10g
Lanette  14g
Polyethylenglykol  6g
Wasser ad 100g
Gemäß NRF

Wo fange ich an zu plausibilisieren bei diesem Cocktail?
Ich finde keine passende NRF-Rezeptur.
Milchsäure allein ohne ihren Partner Natriumlactat-Lösung - sollte das der Lactatpuffer werden?
Zu Sulfur colloidale finde ich in der NRF-Datenbank von ... bis, die Zusammensetzung betreffend, Hinweise, Infos zu Benzylbenzoat sind beim Check Ziegler eher wenig.
Von den Grundlagenbezeichnungen reden wir erst gar nicht.
Ich erkenne einfach keinen roten Faden ...

Hat jemand Erfahrung mit dieser Rezeptur?


Mit sonnigen Grüßen
Karin Lehmann

Kuplent

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Aw: Sulfur coll./Betamethasonv., Titandioxid, Benzylb.
« Antwort #1 am: 22. August 2013, 20:35:59 »
Hallo,

wie weit sind Sie denn gediehen mit dieser Rezeptur?

Wenn es noch hilft:

Im NRF  gab es wohl mal eine Benzylbenzoatrezeptur unter 11.64. Die hatte allerdings mit Ihrer Rezeptur nur entfernte Verwandtschaft.
Ehemals NRF 11.64.:
Benzylbenzoat 10,0
Emulgierender Cetystearylalkohol 2,0
Aqua purificata ad 100,0

Ansonsten bin ich da auch planlos, da die Angaben nicht sehr aufschlußreich sind. Sieht aus wie eine Schüttelmixturemulsion gegen Scabies (ohne Gewähr!). Ob das plausibel ist oder wie man das herstellen soll? - keine Ahnung. Bin aber neugierig, wie Sie das gelöst haben?

Schöne Grüße

Team Ahlemer Kronen Apotheke

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Aw: Sulfur coll./Betamethasonv., Titandioxid, Benzylb.
« Antwort #2 am: 23. August 2013, 11:33:24 »
Der Stand der Dinge:

Die Rezeptur wurde telefonisch bestellt.
Der Anruf bei einer der Hautarztpraxis benachbarten Apotheke ergab - nichts. Dort wird die Rezeptur so wie verordnet hergestellt. Wo sehen wir ein Problem?
Da das Prozedere der Plausibilitätsprüfung anscheinend zu langwierig für die Kundin war, hat sie auf eine Anfertigung bei uns verzichtet.

Das Fazit: Außer Spesen nichts gewesen - aber unser pharmazeutisches Herz kann so gut schlafen  ;)


Grüße zum Wochenende
Karin Lehmann

Wolf

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Aw: Sulfur coll./Betamethasonv., Titandioxid, Benzylb.
« Antwort #3 am: 23. August 2013, 21:15:22 »
Hallo Frau Lehmann,

die Rezeptur scheint mir sehr alt zu sein. Darauf weist auch der Hilfsstoff Polyethylenglykol hin. Früher dienten die flüssigen Polyethylenglykole 300 und 400 in Kosmetika als Moisturizer, die allerdings heutzutage obsolet sind und längst durch andere Moisturizer ersetzt wurden. Auch die Vielzahl der Bestandteile spricht für eine alte Rezeptur.
Die Milchsäure würde ich durch den Citrat-Puffer pH 4,2 (5 % bezogen auf die Gesamtzubereitung) ersetzen.
Charakterisieren würde ich die Rezeptur als eine emulgatorstabilisierte Titandioxid-Schüttelmixtur. Die Herstellung kann analog der NRF - Vorschrift 11.49. erfolgen. Die Wirkstoffe Betamethasonvalerat, Sulf. colloid. und Benzylbenzoat werden zum Schluß darin suspendiert und der Citrat-Puffer hinzugefügt.

Ein schönes Wochenende. Ich habe am Sonntag Notdienst.
MfG
Gerd Wolf

Kuplent

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Aw: Sulfur coll./Betamethasonv., Titandioxid, Benzylb.
« Antwort #4 am: 23. August 2013, 22:27:06 »
Hallo Herr Dr. Wolf,

Benzylbenzoat wird sich nicht suspendieren lassen   ;)  

Das ist leider flüssig, ziemlich lipophil und mit Wasser halt gar nicht mischbar, weswegen auch der Emulgator von Nöten ist. Nur erscheint mir der Anteil von 14% Lanette absurd hoch, falls den überhaupt Emulgierender Cetylstearylalkohol gemeint ist und nicht eine Lanette Creme. Was ja auch durchaus nicht komplett abwegig wäre. Wird wohl ein Geheimnis bleiben, außer die Kollegin hat das erfragt.

Schöne Grüße

Wolf

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Aw: Sulfur coll./Betamethasonv., Titandioxid, Benzylb.
« Antwort #5 am: 24. August 2013, 13:46:18 »
Hallo Herr Kuplent,

ich dachte bisher, dass Sie alles können, auch eine lipophile Substanz in eine O/W-emulgatorhaltige Mischung einzuemulgieren. Es ist halt nur die Frage der entsprechenden Vorgehensweise.
Gemäß meiner Empfehlung könnte man das Benzylbenzoat ja bereits auch schon vorher zur Mischung geben, wenn Sie hierin unüberwindbare Schwierigkeiten sehen.
Ich hätte das Benzylbenzoat nachher in kleinen Portionen in die fertige Mischung einemulgiert, notfalls unter Zuhilfenahme eines ESGE-Stabs mit Kreuzmesseransatz oder mit einem Ultra-Turrax-Gerät.
Die Menge an Lanette N von 14 % ist keineswegs \"absurd hoch\". Bei den in der Literatur angegebenen Ungt. Lanette - Formulierungen schwankt die Konzentration zwischen 12 % und 24 %. Die im Großhandel erhältliche fertige Ungt. Lanette enthält 24 % emulgierenden Cetylstearylalkohol.

Ein schönes Wochenende. Ich habe am Sonntag Notdienst.
MfG
Gerd Wolf

Kuplent

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Aw: Sulfur coll./Betamethasonv., Titandioxid, Benzylb.
« Antwort #6 am: 24. August 2013, 17:17:44 »
Hallo nochmals,

der Anteil erschien mir sehr hoch, weil ich mir, wie Sie es auch gemacht hatten, die \"18er-Lotio\" (NRF 11.49.) und die Benzylbenzoat-Emulsion 10% (ehemals NRF 11.64.) als Vergleich angeschaut hatte. Dort bewegt sich der Anteil an Lanette-Emulgator zwischen 2-3%.

Von \"alles können\" bin ich sehr weit entfernt. Lerne aber immer gerne von Ihren Erläuterungen.

Schöne Grüße