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Autor Thema: Wasser, Milchsäure und Harnstoff in Pasta Zinci  (Gelesen 8356 mal)

Nadine Kornek

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Wasser, Milchsäure und Harnstoff in Pasta Zinci
« am: 28. Juni 2013, 06:56:36 »
Also wir haben folgende Rezeptur erhalten:
            Urea Pura 10,0
            Milchsäure  0,5
            Wasser, ger.  10,0
            Pasta Zinci   ad 50,0g

Problem, die lässt sich ja so nicht herstellen. Gibt es irgendeine Möglichkeit sie doch Herzustellen (z.B. Emulgatoren?) oder müssen wir eine ganz andere Grundlage nehmen???

Gruß

Kuplent

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Aw: Wasser, Milchsäure und Harnstoff in Pasta Zinci
« Antwort #1 am: 29. Juni 2013, 06:56:34 »
Hallo,

es wäre recht hilfreich, wenn man dazuschreibt, für welchen Zweck/Indikation und Anwendungsort die Rezeptur bestimmt ist. So kann ich Ihnen nur galenische Lösungsvorschläge unterbreiten, nur ob die dann pharmakologisch einen Sinn machen, sei dahingestellt.

Schöne Grüße

Wolf

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Aw: Wasser, Milchsäure und Harnstoff in Pasta Zinci
« Antwort #2 am: 29. Juni 2013, 22:12:01 »
Hallo Frau Kornek,

an dieser Rezeptur ist so gut wie gar nichts plausibel.
1.) Pasta Zinci enthält eine hydrophobe Salbe bzw. ein Kohlenwasserstoff - Gel, das kein Wasser aufnehmen kann.
2.) Harnstoff zersetzt sich in wässriger Lösung und muss daher mit dem Lactat-Puffer davor geschützt werden.
3.) Die Milchsäure ist eine mittelstarke Säure und erzeugt hier einen pH ca. 3, welcher für den Harnstoff zu sauer sauer ist und ihn zu zerstören beginnt.
4.) Die Menge an Wasser zum Lösen des Harnstoffs ist sehr knapp bemessen. Harnstoff sollte vorzugsweise in der 1 1/2 fachen oder doppelten Menge Wasser gelöst werden.
Eine Optimierung sähe folgendermaßen aus.
a) Harnstoff sollte in der doppelten Menge Wasser kalt gelöst werden.
b) Die Milchsäure sollte eliminiert und durch den Lactat-Puffer in einer Konzentration von 5 % bezogen auf die Gesamtzubereitung zugesetzt werden. Diese Menge kann von der Menge Wasser zum Lösen des Harnstoffs abgezogen werden.
c) Statt Pasta Zinci sollte eine Mischung aus 25 % ZnO und 25 % Weizenstärke in Eucerin. anhydric. hergestellt werden.
In diese Mischung kann dann die Harnstoff-Lösung kalt in kleinen Portionen eingearbeitet werden.

MfG
Gerd Wolf

Kuplent

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  • Beiträge: 645
Aw: Wasser, Milchsäure und Harnstoff in Pasta Zinci
« Antwort #3 am: 30. Juni 2013, 09:53:35 »
@ Herrn Dr. Wolf

Mein erster Gedanke war vor 2 Tagen exakt dergleiche, sprich Austausch des Vaselins in der Zinkpaste gegen Eucerin und Pufferung mit Lactatpuffer und so weiter....

Dann, nach kurzem sinnieren, habe ich beschlossen, erst nach der Zweckbestimmung zu fragen, weil ich die Rezeptur auch nach Optimierung für schwächelnd hielt:

Was will man damit erreichen? Zinkpaste ist sekretbindend, vor allem auch wegen der Stärke. Wenn ich Wasser a priori in das System einführe, verliert die Weizenstärke ihre Daseinsberechtigung. Harnstoff 20% wird hier anscheinend wegen seiner keratolytischen Eigenschaften eingesetzt. Die hydratisierende Eigenschaft konterkariert die Zinkpaste. Nur auf sezernierenden Noxen, für die Zinkpaste brauchbar ist, ist Harnstoff kontraindiziert (vor allem in dieser Konzentration). Ich finde die Frage nach der Zweckbestimmung ist hier legitim, um einen auch pharmakologisch sinnvollen Vorschlag zu machen.

Noch ein paar Anmerkungen zum Optimierungsvorschlag:

Es werden Wollwachsalkohole in das System eingeführt. Eine mögliche Allergie (Kontraindikation) des Patienten wäre zu beachten. Keine Ahnung, ob sowas den Threadstartern immer so klar ist? (Befüchte eher, dass hier vieles unreflektiert übernommen wird, was ich eher bedenklich finde - notabene: dies ist keine wertende Bemerkung über Ihre Arbeit, die ich übrigens sehr schätze und \"klasse\" finde)

Stellt, sich die Frage, ob man die Weizenstärke nicht streichen sollte? Vielleicht wäre es auch lohnenswert einen Blick auf die Weiche Zinkoxidpaste SR zu werfen (30% ZnO, 20% Erdnußöl, 50% Wollwachsalkoholsalbe SR - gibt es auch fertig zu beziehen). Kontraindikation bei Sensibilisierung gegen Erdnußöl oder Wollwachs oder.... wären natürlich zu beachten.

Wenn man die sekretbindende Komponente der Paste nicht wegoptimieren möchte (wer weiß das schon), so sollte man vielleicht auch in Erwägung ziehen, Harnstoff ohne Wasser in das System einzuführen. Das macht dann halt deutlich mehr Arbeit (Die Milchsäure geht dann allerdings nicht mehr ins System)

Ich hätte Ihnen das lieber als Private-Mail geschrieben, bin aber nicht fähig, das auf die schnelle zu finden.

@ (unsichtbare) Moderatoren

gibt es hier im Forum keine \"Private-Mail-Funktion\" oder bin ich nur nicht fähig sie zu finden?  :silly:

Nadine Kornek

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Aw: Wasser, Milchsäure und Harnstoff in Pasta Zinci
« Antwort #4 am: 30. Juni 2013, 10:55:03 »
Hallo,
Danke für die Antworten.
Also mehr Infos hatten wir am Anfang leider auch nicht.
Eine Rückfrage beim Arzt ergab, dass es nur eine \"pflegende\" Salbe mit \"fettiger\" Grundlage sein soltte...
Also haben wir die Grundlage nach Rücksprache mit ihm geändert. Das Zink war ihm auch nicht wichtig, weil er es eigentlich nur zur Pflege von trockenen Hautstellen haben wollte (keine Ahnung was er sich da eigentlich dachte).

Gruß Nadine

Kuplent

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  • Beiträge: 645
Aw: Wasser, Milchsäure und Harnstoff in Pasta Zinci
« Antwort #5 am: 30. Juni 2013, 11:09:50 »
Hallo Frau Kornek,

Dafür ist der Ureaanteil viel zu hoch. Haben Sie ihn auf unter/gleich 10% gesenkt (bei Kindern übrigens noch tiefer)?

Schöne Grüße

Nadine Kornek

  • Mitglied
  • Beiträge: 3
Aw: Wasser, Milchsäure und Harnstoff in Pasta Zinci
« Antwort #6 am: 30. Juni 2013, 15:45:28 »
Hallo,
die Salbe war für einen Erwachsenen. Haben den Harnstoff auf 5g geändert und das Wasser so gelassen.

Gruß Nadine

Wolf

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  • Beiträge: 1.953
Aw: Wasser, Milchsäure und Harnstoff in Pasta Zinci
« Antwort #7 am: 30. Juni 2013, 16:36:28 »
@ Herrn Kuplent,

leider muss ich Ihnen Wermuth in den Wein schütten.
Es ist leider nicht (mehr) richtig, dass Zinkpaste austrockenend und sekretbindend wirkt. Dies haben Schweizer Autoren bereits im Jahr 1994 in Versuchen widerlegt (Juch,R.D., Rufli, Th., Surber, C., Pastes: What do they contain? How do they work? , Dermatology 1994; 189: 373-377).
Die Wollwachsalkohole in Eucerin. anhydric., wie von mir vorgeschlagen, wurden von der Fa. Beiersdorf einer besonderen Reinigungsprozedur unterzogen. Sie wurden einer Molekular-Destillation unterworfen. Dadurch konnten die Pestizid-Verunreinigungen unter die Nachweisgrenze gedrückt werden.
Allergien gegen Wollwachs und Wollwachsalkohole dürften laut Studien von Clark er al. aus den 70er Jahren sehr wahrscheinlich auf Verunreinigungen wie freie Alkohole und Tensid-Rückstände zurückzuführen sein.
Falls Sie wirklich direkt Kontakt mit mir aufnehmen möchten, hier meine E-Mail-Adresse (robert-koch-apotheke@pharma-online.de) und meine Fax-Nr.: 02641/757620.

MfG
Gerd Wolf