Sehr geehrte Kollegen,
Den Hinweis auf eine Inkompatibilität von Betamethasonvalerat mit Salicylsäure habe ich dem Buch „Dermatika“ von Niedner und Ziegenmeyer. Als Quelle wird dort Reynolds, J.E.F.: Martindale The Extra Pharmacopeia. 28. Edition. The Pharmaceutical Press, London angegeben.
Auch die Wirkstoffdossiers der Gesellschaft für Dermopharmazie, raten zu einer getrennten Verarbeitung von Betamethasonvalerat und Salicylsäure. Diese Gesellschaft ist wissenschaftlich durchaus anerkannt und stellt eine vertrauenswürdige Quelle dar. Aber auch an anderer Stelle wird bei einer Kombination mit Salicylsäure über eine Hydrolyse/Isomerisierung berichtet, was in der Tat in erster Linie auf die pH-Wert-Erniedrigung zurückzuführen zu sein scheint. Die Datenlage ist allerdings durchaus diffus. Denn das NRF, das diesbezüglich natürlich auch eine verlässliche Autorität darstellt, vertritt in seinen Hinweisen zur Rezeptur die Auffassung, dass Betamethasonvalerat und Salicylsäure durchaus miteinander kombiniert werden können. Dort heißt es:
\"2.3 Stabilität bei Kombination mit Salicylsäure
Die Kombination von Betamethasonvalerat mit Salicylsäure ist in der dermatologischen Praxis üblich und therapeutisch sinnvoll. Im Hinblick auf die Stabilität wird eine säurekatalysierte Zersetzung des Glucocorticosteroids diskutiert. In einer eigenen Untersuchung des NRF-Laboratoriums an ethanolisch-wässrigen Betamethasonvalerat-Lösungen 0,1 bzw. 0,05 % mit Salicylsäure 2 % konnten in einer DC-Analytik über einen Zeitraum von 12 Monaten jedoch weder der 21-Monoester (aus Isomerisierung) noch die Alkoholform (aus Hydrolyse) detektiert werden. Der pH der ethanolisch-wässrigen Lösung wurde mit 2,8 ermittelt. Für gesättigte wässrige Salicylsäure-Lösungen ist ein pH-Wert von 2,4 beschrieben. Bei Cremes und Emulsionen mit Betamethasonvalerat in Kombination mit Salicylsäure ist während der üblicherweise begrenzten Anwendungsdauer bei Behandlung mit einem stark wirksamen Glucocorticosteroid eine signifikante Zersetzung nicht zu befürchten. Dies gilt erst recht, wenn das Betamethasonvalerat – wie in den meisten Rezepturen – in suspendierter Form vorliegt. Die defekturmäßige Herstellung hydroalkoholischer Lösungen ohne spezifische Untersuchungen zur Stabilität wird dennoch nicht empfohlen.\"
Nach eingehendem Studium der NRF-Ausführungen und diversen Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen, würde ich mich nunmehr der NRF-Auffassung anschließen, nicht zuletzt auch mit Blick auf das Handelspräparat „Betadermic“, das diese Kombination enthält du seine Stabilität und Kompatibilität ja im Rahmen des Zulassungsverfahrens nachweisen musste. Ich habe mich daher entschieden, den Hinweis auf eine Inkompatibilität von Betamethasonvalerat und Salicylsäure für die nächste Auflage zu entfernen.
Ich entschuldige mich für die Verwirrung, die ich mit der entsprechenden Angabe im Plausibilitäts-Check Rezeptur ausgelöst habe und bitte um Ihr Verständnis, dass ich weder über die zeitlichen, noch über die personellen Ressourcen verfüge, jede gelistete Inkompatibilität im Einzelfall laboranalytisch auf ihre wissenschaftliche Bestandskraft hin zu überprüfen, sondern stattdessen die entsprechenden Litaraturquellen für die jeweiligen Angaben als Bürgen nehmen muss. Umso dankbarer bin ich für Rückmeldungen aus der Kollegenschaft, die mit ihrer „Schwarmintelligenz“ dazu beiträgt Inkonsistenzen o.ä. aufzudecken und für eine Folgeauflage zu beseitigen.
Mit besten Grüßen
Andreas Ziegler