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Autor Thema: Bremer Nasensalbe  (Gelesen 56812 mal)

Angela

  • Mitglied
  • Beiträge: 4
Bremer Nasensalbe
« am: 30. August 2012, 14:45:09 »
Immer wieder wird sie verordnet:

Chlorhexidinacetat  
Propylenglycol
Neutralöl
Adeps Lanae

Bisher habe ich in diesem Forum noch keinen Eintrag zum Thema Plausibilität dieser Nasensalbe gefunden.
Hat jemand eine Idee?
Ist die Rezeptur plausibel? Gibt es Unverträglichkeiten?

Bin gespannt!:-)

Eicke

  • Mitglied
  • Beiträge: 92
Aw: Bremer Nasensalbe
« Antwort #1 am: 30. August 2012, 17:09:56 »
Hallo,
in den Rezepturhinweisen des NRF heisst es:
Zitat
3.1 „Bremer Nasensalbe“ als Ersatzrezeptur für „Wittmaacksche Salbe“
Ein Vorschlag für eine Borsäure-freie Ersatzrezeptur für „Wittmaacksche Salbe“ ist u. a. mit der so
genannten „Bremer Nasensalbe“ gemacht worden. Eine beanspruchte Indikation ist nicht bekannt.
Das enthaltene Chlorhexidindiacetat löst sich ausreichend in Propylenglycol. Es muss aber zunächst
ggf. unter Wärmeanwendung wirklich gelöst werden, da andernfalls Chlorhexidindiacetat-Kristalle
in der Salbe verbleiben können. Wichtige Kritikpunkte sind unangenehmer Geruch von Wollwachs,
fehlender Wasseranteil und die lokale Toxizität des Chlorhexidin.

„Bremer Nasensalbe“ nach Angaben aus der Praxis
Chlorhexidindiacetat 0,1 g
Propylenglycol 3,3 g
Mittelkettige Triglyceride 33,0 g
Wollwachs zu 100,0 g

Herstellung:
1. Chlorhexidindiacetat in Propylenglycol lösen.
2. Mittelkettige Triglyceride und Wollwachs verreiben.
3. Die Lösung in die Salbe einarbeiten.

3.1.2 Chlorhexidin
Als Ergebnis amtlichen Aufbereitung wurde zu Chlorhexidin u. a. publiziert: „Indikationen aus den
Gebieten der Ophthalmologie, Urologie und Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde sind negativ beschieden
worden.“ (14) und entsprechende Rezepturen sind nicht GKV-erstattungsfähig (15). Hinweise auf
die nasale Chlorhexidin-Anwendung als Wirkstoff finden sich ohnehin kaum in der HNO-Literatur.  

3.2 Chlorhexidin zur Konservierung
Die Chlorhexidindiacetat-Konzentration zur antimikrobiellen Konservierung könnte, bezogen auf
den hydrophilen Anteil einer Nasencreme, um Größenordnungen geringer sein. Die Bremer
Nasensalbe enthält jedoch gar kein Wasser,  sondern sogar das antimikrobiell wirkenden
Propylenglycol. Hydrophobe Nasen-Creme-Rezepturen mit einem etwa 15-prozentigem
Wasseranteil und 0,05-prozentiger Chlorhexidindigluconat-Konzentration sind aus schweizerischen
Krankenhausapotheken bekannt (18).
In-vitro-Untersuchungen an Flimmerepithelien  von Ratte, Frosch und Hühnerküken zeigen eine
irreversible Funktionsstörung der Ziliartätigkeit unter Einfluss von Chlorhexidindigluconat in 0,01-
prozentiger Konzentration (16, 17). Auch falls die Bremer Nasensalbe nur in Nasen mit bereits
fehlendem oder stark atrophiertem Flimmerepithel  angewendet wird, dürfte eine lokale Toxizität
vorliegen, die bei einer längeren Anwendung kritisch beurteilt werden muss.


Nicht nur bei uns, sondern auch in der Umgebung wird dieses Nasensalbe sehr häufig von den Ärzten (meist HNO, aber auch Allgemeinmediziner) verordnet.
Auch wenn ich selber gerne aufgrund des NRF-Hinweises gerne Alternativen vorschlage ist diese Salbe bei fast allen Anwendern unglaublich beliebt.
Rein galenisch betrachtet ist diese Salbe zwar überkonserviert, aber Plausibel. (Chlorhexidindiacetat wird von den Ärzten hier als Wirkstoff und nicht als Konservierungsstoff angesehen)