Protopic und Lanette N / Wasser

[Claudia Wegener]

Ich kämpfe gerade mit der Verdünnung der Protopic-Salbe 0,1% mit Lanette N und Wasser und dabei stellt sich mir die Frage: Wieviel Wasser kann denn Lanette N überhaupt emulgieren?
Die Verdünnungsrezeptur nach Wohlrab geht von einem Verhältnis 1 + 1 oder 2 (Protopic) + 1 (Lanette N / Wasser) aus - verordnet ist es aber genau umgekehrt, also 1 Teil Protopic + 2 Teile Lanette N / Wasser, sodaß der Wasseranteil bei fast 50% liegt. Logisch wäre das schon, denn dann hätte die Salbe einen Anteil Tacrolimus von 0,03% - so wie auch das Fertigprodukt, das allerdings wasserfrei ist. Frage ist nur, ob das auch so geht???  
Die Firma Astellas hält sich da sehr zurück, weil sie sich nur für den Vertrieb zuständig fühlt  :angry: und keine Aussagen zur rezepturmäßigen Weiterarbeitung machen will (oder kann?).

Vielen Dank für Rückmeldungen!
C. Wegener

[Wolf]

Hallo Frau Wegener,

nach meiner Kenntnis sollten Sie sich sehr eng an die Empfehlungen von Wohlrab halten. Denn nur für diese Verdünnungen konnte er die Stabilität von Tacrolimus beweisen. Wenn Sie hiervon abweichen, gibt es keine Garantie.
Tacrolimus ist grundsätzlich empfindlich gegenüber Wasser. Von daher mußte Wohlrab viele Versuche unternehmen, bis er die \"richtige\" Mischung fand. Ich würde daher Ihre Rezeptur im Sinne von Wohlrab abändern.

Lanette N ist ein sehr potenter O/W-Emulgator und kann daher jede Menge Wasser aufnehmen.

MfG
Gerd Wolf

[Claudia Wegener]

Hallo, Herr Wolf,

vielen Dank für die Info! Ich habe mit Astellas gesprochen und das Literaturzitat von Wohlrab erhalten. Er hat Verdünnungen 1:1 und 2:1 getestet, sodass Konzentrationen von 0,05% und 0,067% entstehen. Das Problem liegt darin, daß für die Anwendung bei Kindern bis 16 Jahren nur die 0,03% zugelassen sind. Das Fertigarzneimittel (das es ja zu Anfang in dieser Stärke gar nicht gab  :silly:)
musste früher auch verdünnt werden. Ich glaube, da war es sogar Eucerin c. aqua, bin aber nicht sicher. Die FAM-Grundlage ist dem Dermatologen zu fett, deshalb die Verdünnung mit genannter Zusammensetzung. Galenisch geht die Salbe gut zusammen, unter dem Mikroskop sieht man fein verteilte Wassertröpfchen. Ich habe die Haltbarkeit auf 4 Wochen festgesetzt, das entspricht dem Anwendungszeitraum. Und dann hoffe ich, dass auch der Wirkstoff diese 4 Wochen \"überlebt\"  :whistle:
Der Dermatologe ist in dieser Hinsicht sehr \"beratungsresistent\", eine Apotheke in direkter Nachbarschaft stellt die Salbe schon länger so her und gibt sogar 6 Monate Haltbarkeit an...

Herzliche Grüße nach Grafschaft!
Claudia Wegener

[Wolf]

Hallo Frau Wegener,

vor den Untersuchungen von Wohlrab galt die Devise, die Protopic - Salbe ausschließlich mit wasserfreien Vehikel-Systemen zu verdünnen, wie z.B. weiße Vaseline, Hydrophobes Basisgel DAC, Eucerin. anhydric., Emulgierendes hydrophobes Basisgel DAC.

Ihr Chef sollte einmal in der besagten Apotheke in direkter Nachbarschaft anrufen und dem Chef dort klar machen, wie unkollegial er sich verhält. Außerdem rate ich Ihnen, dass Ihr Chef einen Gesprächstermin mit dem Arzt außerhalb der Sprechstundenzeiten vereinbart. Bei dem Gespräch sollten alle anwesend sein, die mit Rezeptur zu tun haben. Als Gastgeschenk würde ich das Ärzte-NRF mitnehmen. Auf DIN A 6 - Karteikarten sollten Sie alle Rezepturen des Arztes inklusive Optimierungsvorschlägen mitnehmen und ihm überreichen. Ihr Chef sollte die Dokumente zur Plausibilitätsprüfung mitnehmen und klar machen, unter welchem Druck des Gesetzgebers Sie alle stehen.
Bisherige Rückmeldungen von solchen Gesprächen waren nur positiv. Probieren Sie es einfach \'mal!

Schönes Wochenende
Gerd Wolf

[Claudia Wegener]

Lieber Dr. Wolf,

vielen Dank für die konstruktiven Anregungen. Aber leider gibt es sowohl beratungsresistente (und unkollegiale) Apothekerkollegen wie auch beratungsresistente Ärzte. Der Dermatologe, um den es sich hier handelt, arbeitet kurz vor dem Ruhestand nur noch tageweise, weil absoluter Ärztemangel herrscht. Darüberhinaus ist er nicht - mehr - selbständig tätig, sondern arbeitet in einem MVZ - da steht Qualität oft nur auf dem Werbeplakat...
Ansonsten gebe ich Ihnen recht - Kommunikation von Angesicht zu Angesicht ist die beste Lösung für viele Probleme. Läßt sich eben nur leider nicht immer umsetzen  :unsure:

Herzliche Grüße
Claudia Wegener