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Autor Thema: Betam.val., Erythr., Clotrim., Ungt. Leniens  (Gelesen 8629 mal)

Widmaier

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Betam.val., Erythr., Clotrim., Ungt. Leniens
« am: 25. Oktober 2012, 19:48:18 »
Was mache ich mit dieser Wahnsinnsrezeptur:

Betameth.val. 0,2 pH: 2-5
Erythromycin 0,3 pH: 7-10 0,3%
Clotrimazol 0,3 pH: 5-10
Ungt. leniens 99,2 pH: 5

Ich dachte teilen:

1. Erythromycin mind. 0,5% in Basiscreme, - pH eventuell dann einstellen.

2. Betameth.val. (therapeut. Höchstkonz 0,15% abklären)
   Clotrimazol
   Ungt. leniens zusammen lassen.
   Meine Frage: es muss dann hier gepuffert werden, - am besten mit
   Natriumedetat(dihydrat) pH: 5 ??? immer 0,04% bezogen auf die Creme.

   
Könnte man das dann so lassen oder wäre ein anderer Puffer besser? Oder gar kein Puffer???

Ganz herzlichen Dank! :unsure:

Wolf

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Aw: Betam.val., Erythr., Clotrim., Ungt. Leniens
« Antwort #1 am: 27. Oktober 2012, 09:23:07 »
Mit Punkt 1.) Ihrer Optimierung bin ich einverstanden, mit Punkt 2.) nicht.
Hier würde ich für einen  Austausch von Betamethasonvalerat gegen Triamcinolonacetonid (pH-Optimum 6,5-7) oder einen Austausch von Clotrimazol gegen das säurestabile Miconazolnitrat 2 % unter gleichzeitiger Zugabe des Citrat-Puffers aus NRF 11.37. plädieren.
Ungt. leniens ist nicht konserviert und hätte laut NRF nur eine Aufbrauchfrist von 4 Wochen in einer Tube. Wenn die Anwendungsdauer über diesen Zeitraum hinaus gehen sollte, was angesichts des Glucocorticoids ungewöhnlich und nicht ungefährlich wäre, müssen Sie nachkonservieren. Wir nehmen dazu 5 g Propylenglycol auf 100 g Kühlsalbe. Das Propylenglycol muss unbedingt zum Schluß der Rezeptur hinzu gegeben werden. Bei einer früheren Zugabe - so unsere Erfahrung - bricht die Pseudo-W/O-Emulsion.

Widmaier

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Aw: Betam.val., Erythr., Clotrim., Ungt. Leniens
« Antwort #2 am: 29. Oktober 2012, 19:59:47 »
Hallo Herr Wolff, das würde dann so aussehen:

1.) Erythromycin mind. 0,5% in Basiscreme 50,0

2.a) Betameth.val. pH: 2-5
     Miconazol ph: ?
     Ungt. leniens pH: 5,5- max 6,0

oder 2.b) Triamcinolonac. pH:2-9
          Clotrimazol pH: 5-10
          Ungt.leniens pH: 5,5 - max 6,0

Mir würde jetzt 2.b) von den pH-Bereichen her besser gefallen.

Meine Frage noch zur Sicherheit: 2.a) muss gepuffert werden wegen dem Betameth.val. und 2.b) dann nicht oder? Hydrolyse von Clotrimazol setzt erst unter pH 5 ein. Einverstanden????

Ganz, ganz lieben Dank für Ihr offenes Ohr!  :)

Wolf

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Aw: Betam.val., Erythr., Clotrim., Ungt. Leniens
« Antwort #3 am: 30. Oktober 2012, 08:15:21 »
Guten Morgen Frau Widmaier,

im Prinzip sieht das eigentlich schon ganz gut aus. Folgende Kleinigkeiten
wären noch zu ergänzen:

zu 1.) vor der letzten Zugabe von Basiscreme DAC pH überprüfen.
Gegebenenfalls mit o,1 g-Trometamol-Gaben auf das pH-Optimum von 8,5 einstellen

2.a) auf jeden Fall den Citrat-Puffer dazu geben

2.b) jawohl, kein Puffer erforderlich. Sicherheitshalber den pH der Ungt. leniens nachprüfen, kann nämlich von Charge zu Charge schwanken. Sie wissen, wie man in W/O-Cremes pH-Werte mißt?
Völlig richtig, die Hydrolyse von Clotrimazol beginnt bei pH 5 und kleineren Werten.

Widmaier

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Aw: Betam.val., Erythr., Clotrim., Ungt. Leniens
« Antwort #4 am: 30. Oktober 2012, 08:24:03 »
Sie sind ein echter Schatz, Herr Wolf! :)

Regele

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Aw: Betam.val., Erythr., Clotrim., Ungt. Leniens
« Antwort #5 am: 17. Januar 2013, 08:39:15 »
Hallo Herr Wolf,

wir haben gerade ihren Beitrag zu der Rezeptur Betamethasonvalerat + Clotrimazol + Ungt. len. gelesen. Leider läßt der Hautarzt gar nicht mit sich reden und geht auf unsere Vorschläge nicht ein. Er will dass wir die Rezeptur so machen.
Interessant wäre jetzt zu wissen, wie man richtig den pH-Wert mißt. Wäre super, wenn Sie uns helfen könnten.Lg

Wolf

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Aw: Betam.val., Erythr., Clotrim., Ungt. Leniens
« Antwort #6 am: 17. Januar 2013, 09:30:02 »
Hallo Frau Regele,

dann sollten Sie unter Aufgebot Ihres gesamten Charmes Folgendes dem Hautarzt klar machen.
Im stark sauren, neutralen (hier durch Ungt. leniens bedingt) und alkalischen Milieu erleidet das Betamethasonvalerat in wasserhaltigen Zubereitungen innerhalb von 3 - 5 Tagen (!) eine Isomerisierung. Dabei wandert der Valerat-Rest vom C-17-Atom zum C-21-Atom. Hierbei verliert der Wirkstoff 85 % (!) seiner Wirkung. Dies läßt sich nur durch den Zusatz des Citrat-Puffers (pH 4,2) verhindern. In diesem Milieu wird Clotrimazol hydrolytisch gespalten und damit unwirksam. Deshalb wäre der Austausch gegen das säurestabile Miconazolnitrat ratsam. Es stammt aus der gleichen Gruppe der Azol-Antimykotika wie Clotrimazol und Bifonazol.
Quelle: Häckh, G., Schwarzmüller, E. Codex dermatologischer Wirkstoffe, in: Niedner, R., Ziegenmeyer,J., Dermatika, Wiss. Verl.-Gesellschaft Stuttgart (1992), Monographie: Betamethasonvalerat, S. 334 und Clotrimazol, S. 356
Vielleicht können Sie beim Arzt auch meinen Namen ins Spiel bringen. Ich publiziere seit vielen Jahren jeden Monat in der dermatologischen Fachzeitschrift \"Der Hautarzt\" ein inkompatibles Rezepturbeispiel.

Wolf

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Aw: Betam.val., Erythr., Clotrim., Ungt. Leniens
« Antwort #7 am: 17. Januar 2013, 14:40:14 »
Hallo Frau Regele,

ich vergaß noch, die Messung von pH-Werten in halbfesten wasserhaltigen Systemen zu beschreiben.
In hydrophilen Systemen steckt man das fein graduierte pH - Stäbchen [pH-Intervall 2 - 9, 3 Farbzonen, Anzeige von Halbschritt-pH-Werten, Herst. Fa. Macherey-Nagel, Düren, Lief. Fa. Fagron, Barsbüttel] 30 sec. lang in die Creme, wischt überstehende Creme-Reste mit einem Zellstoff-Läppchen vorsichtig ab und liest dann ab.
Bei lipophilen Cremes legt man das pH-Stäbchen auf eine harte Unterlage und streicht mit einem biegsamen Spatelmesser eine Probe der Creme unter Druck (!) über den Farbzonen aus. Dann nimmt man überstehende Reste wieder mit etwas Zellstoff vorsichtig ab und liest dann ab.