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Rezepturforum => Rezeptur => Thema gestartet von: Dede am 28. Juni 2012, 15:46:30
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Hallo,
hier eine etwas ausgefallene Rezeptur:
Chloramphenicol 0,1
Betamethason 0,06
Lotio alba ad 50,0
Chloramphenicol 0,2% niedriger dosiert als übliche therapeutische Konzentration (ab 0,25%)laut NRF.
Betamethason eigentlich als Ester bei kutaner Anwendung zB. -valerat.
pH-Optima beide im sauren Bereich müsste also passen.
Pufferung mit Citrat-Puffer wie NRF?
Konservierung?
Vielen Dank im Voraus
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Ich bin der Meinung, dass es überhaupt nicht paßt. Dazu
liegen die Stabilitätsoptima zu weit auseinander:
Betamethason-17-valerat pH 3,5
Chloramphenicol pH 6
Der pH der Lotio alba liegt bei pH 7 - 8.
In diesem Milieu würde Betamethason-17-valerat
isomerisieren und 85 % seiner Wirkung verlieren.
Entweder nimmt man dieses Glucocorticoid aus der Rezeptur
heraus und bietet es in einer separaten Zubereitung an wie
z.B. Hydrophile Betamethasonvalerat-Creme (NRF 11.37.)und
läßt es alternierend in einem großen zeitlichen Abstand
vom Patienten auftragen.
Ein anderer Lösungsweg wäre, das Betamethasonvalerat gegen
Triamcinolonacetonid auszutauschen, das ein
Stabilitätoptimum bei ph 7 hat. Dieses harmoniert eher mit
den Optima von Chloramphenicol und Lotio alba.
Die Aufbrauchfrist wird durch das Zinkoxid beschränkt, weil
es katalytisch auf die Zersetzung von Glucocorticoiden
wirkt. Frist: 4 Monate
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Interessant in diesem Zusammenhang wäre zu erfahren, für welches dermatologische Erscheinungsbild
(Diagnose) denn überhaupt Chloramphenicol in dieser Kombination verwendet wird, genauso wie im
vorherigen Themenbeitrag \"Chloramphenicol/Betagalen\".
Info verfügbar ?
MfG
G.Zück
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Sehr geehrter Herr Kollege Zück,
Sie haben eine sehr gute Frage gestellt. Man kann
diese Frage auch noch weiter fassen:\"Warum werden
externe Glucocorticoide überhaupt mit Antibiotika
und/oder Antimykotika kombiniert?\"
Ich vermute, dass die Kombinationspartner Antibiotika
und/oder Antimykotika eine Feigenblattfunktion haben.
Es ist ja bekannt, dass insbesondere die starken Gluco-
cortiocide an der Applikationsstelle u.a. auch eine
Immunsuppression hervorrufen, d.h. diese Stelle ist
wesentlich empfänglicher für einen Befall mit Mikroben
oder Pilzen. Um diesem quasi vorzubeugen, wird gleich-
zeitig ein Antibiotikum oder Antimykotikum hinzu gefügt.
Solche Äußerungen habe ich wenigstens schon von
Dermatologen gehört.
Warum hier ausgerechnet Chloramphenicol ausgewählt wurde,
könnte vielleicht damit zusammenhängen, dass im Vergleich
mit Erythromycin, Clindamycin und Tetracyclin keine
Resistenzen bei Chloramphenicol nachgewiesen wurden.
(siehe Gloor et al.,Dermatologische Externatherapie).
Mfg
G. Wolf