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Autor Thema: Tetracain  (Gelesen 13253 mal)

Yasmin Heim

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Tetracain
« am: 11. Dezember 2015, 14:41:03 »
Hallo ihr Lieben,
ich hatte heute Besucht von einem netten Arzt, der in der Klinik gerne eine Stomatitis- Lösung mit Tetracain verordnet.
Nun hat ihm eine Apotheke wohl erklärt, dass Tetracain negativ bewertet sei und sie diese Rezeptur nicht herstellen wollten.
Meine Frage an euch: Hat das noch jemand so mitbekommen? Wir hatten diese Rezeptur auch bereits ein paar Mal und bei der Überarbeitung der Plausi im März dieses Jahres fiel uns nichts auf. Zwar wurde zum Juni beim Rezepturtipp der Woche 30/2015 vom DAC angemerkt, dass Lidocain eine weniger hohe allergene Potenz aufweist, aber das ist auch bereits alles.
Was meint ihr?
Liebe Grüße

Achim Marliani

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  • Beiträge: 567
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Re: Tetracain
« Antwort #1 am: 14. Dezember 2015, 18:28:03 »
Hallo Frau Heim,
also _verboten_ ist Tetracain sicherlich nicht. Allerdings ist es gerade auf der Mundschleimhaut auch keine wirklich gute Idee. Aus gutem Grunde gibt es schleißlich auch kein FAM für die Anwendung durch den Patienten selber mehr. Gerade bei dieser Anwendung sollte der Arzt gründlich überlegen, ob man nicht das toxikologisch wesentlich unproblematischere Lidocain nimmt. Normalerweise geht das genauso gut. Wenn er auf dem Tetracain besteht, würde ich auf alle Fälle die Rücksprache dokumentieren.

Gruß
Achim Marliani

Yasmin Heim

  • Mitglied
  • Beiträge: 28
Re: Tetracain
« Antwort #2 am: 15. Dezember 2015, 09:56:34 »
Vielen Dank erstmal.

Interessant- Doc Check hat nämlich folgendes zu bieten:
"Tetracain ist ein Lokalanästhetikum, das zur kurzfristigen Betäubung von bestimmten Körperoberflächen angewendet wird (Oberflächenanästhetikum). Es eignet sich insbesondere für die lokale Schmerzausschaltung an Schleimhäuten. Tetracain wird v. a. von der Zahnheilkunde, der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie und der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde für kleinere Eingriffe in der Mundhöhle und an den Zähnen verwendet."

Und im DAC/NRF:
"Tetracainhydrochlorid-Lösung für HNO-Bereich
Tetracain und Tetracainhydrochlorid sind stark wirksame Lokalanästhetika. Sie werden im Ohr und im Auge sowie auf Schleimhäuten angewendet, z. B. in der HNO-Heilkunde vor kleineren chirurgischen Eingriffen. Auf Schleimhäuten sind sowohl Base als auch Salz wirksam, üblich sind wässrige Tetracainhydrochlorid-Lösungen im Konzentrationsbereich 0,5 bis 2 Prozent. Bereits eine 0,5-prozentige Lösung ist mikrobiologisch stabil und benötigt kein Konservierungsmittel. Sie kann für den ärztlichen Praxisbedarf in Mehrdosisbehältnisse abgefüllt werden, aus hygienischen Gründen dürfen Gefäße nicht wiederverwendet werden."

Das Argument, dass es also nicht für Schleimhäute geeignet sein soll, kann ich nicht ganz nachvollziehen.

Wie gesagt- auch hier wird "lediglich" auf die allergene Potenz verwiesen: "Tetracain und Tetracainhydrochlorid weisen eine vergleichsweise hohe allergene Potenz auf, dem Arzt kann der Austausch mit einem toxikologisch weniger problematischen Lokalanästhetikum nahegelegt werden, z. B. Lidocain bzw. Lidocainhydrochlorid."

Ich werde den Arzt auf jeden Fall nochmals auf diesen Vorzug von Lidocain hinweisen. Aber dann weiß ich jetzt, dass es zumindest sonst keine neuen negativen Risikobeurteilungen gibt.

Vielen lieben Dank
ellteh

Zück

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Re: Tetracain
« Antwort #3 am: 16. Dezember 2015, 01:09:28 »
Grau ist alle Theorie ! Warum wird Tetracain verordnet - weil es stärker lokalanästhesierend wirkt, von der Verträglichkeit einmal abgesehen.
Machen Sie doch einfach mal den Selbstversuch ! Ob der Arzt das weiß, oder ob er nur nach Protokollen rezeptiert - der Pharmazeut weiß ohne
praktische Erfahrung, nur mit Lehrbuchwissen behaftet, wenig praktischen Rat zu geben. Also: schmecken Sie mal, bzw. stellen Sie fest, wie wenig
Sie nach Lidocain bzw. Tetracain schmecken.
Und irgendwo wird sich sicherlich auch noch eine (vermutlich nicht evidenzbasierte) Studie zu diesem Thema auftreiben lassen.
Die massenhafte Verwendung von Tetracain soll damit nicht propagiert werden, aber u.U. gibt es Patienten, die davon profitieren können.
Haben Sie alternativ das Benzydamin-Mundgel schon vorgeschlagen, bzw. wurde es schon ausprobiert ?

MfG

G.Zück